Wie Säuglinge und Kinder schlafen
Nach der Geburt schlafen Säuglinge über den Tag und die Nacht verteilt. Auch wenn der fragmentierte Schlaf deines kleinen Lieblings dich irgendwann viel Kraft kostet, so macht er aus evolutionärer Sicht absolut Sinn. Denn im Gegensatz zu uns Erwachsenen sind Säuglinge nach der Geburt noch „unfertig“, sie müssen sich erst noch entwickeln.
Damit ein Kind aufwachsen kann, benötigt es vor allem zwei Dinge: Nahrung und Sicherheit. Demzufolge schlafen Säuglinge einerseits deshalb anders, weil sie, schlicht und ergreifend um zu überleben, nachts zusätzliche Nahrung brauchen. Je älter ein Kind wird, desto langsamer geht das Wachstum vonstatten – sodass dein Nachwuchs folglich nachts weniger Nahrung braucht.
Ein weiterer, wichtiger Grund hängt mit dem Sicherheitsbedürfnis der Kleinen zusammen. Säuglinge und Kleinkinder sind gewissermaßen „schutzlose“ Wesen, die auf die Hilfe der Erwachsenen angewiesen sind. Eine dauerhafte Abwesenheit der Bezugspersonen würde für einen Säugling quasi über Leben und Tod entscheiden.
Natürlich schlafen Kinder heutzutage meistens in einer sicheren und geschützten Umgebung, dennoch tragen sie diesen „Urinstinkt“ noch in sich. Deshalb kann dein kleines Schätzchen gar nicht anders, als sich nachts zu vergewissern, dass du da bist und dass alles in Ordnung ist. Es dauert deshalb mitunter Monate oder Jahre, ehe sich bei deinem Kind ein normaler Schlafrhythmus einstellt.
Von Schlafwandeln bis Nachtschreck
Auch ältere Kinder, die im Laufe ihrer Entwicklung lernen, alleine einzuschlafen, haben mitunter noch Schwierigkeiten mit der Nachtruhe. Manche Kinder haben beispielsweise regelrecht Angst davor, ins Bett zu gehen, oder wollen sich durch das „Zubettgehen“ nicht einschränken lassen. Manchmal sind auch Schulprobleme und stressige Situationen daran schuld, dass größere Kinder nicht einschlafen können. Nicht immer, aber manchmal führen diese emotionalen Konflikte bei Kindern zu behandlungswürdigen Schlafstörungen, die die Schlafqualität erheblich beeinträchtigen.
Kinder sind häufiger schlaftrunken als Erwachsene. Wer schlaftrunken ist, verhält sich unmittelbar nach dem Aufwachen häufig orientierungslos. Sofern dein Kind nach dem Aufwachen nicht weiß, wie spät es ist oder wo es sich befindet, verhält es sich schlaftrunken. Es kann auch sein, dass dein kleiner Schatz anfangs undeutlich spricht und sich irrational verhält.
Glücklicherweise dauert dieser Zustand nur etwa fünf bis 15 Minuten an und verschwindet meistens von selbst, sobald Kinder in die Pubertät kommen. Falls dein Kind öfter schlaftrunken aufwacht, kann es helfen, wenn du auf eine geregelte Schlafhygiene mit festen Ein- und Aufstehzeiten achtest.
Als sehr beunruhigend nehmen viele Eltern das Thema Schlafwandeln wahr. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge geht man davon aus, dass sogar rund 10 bis 15 Prozent aller Kleinkinder unter zehn Jahren gelegentlich schlafwandeln. Solch ein Schlafwandeln kann individuell unterschiedlich verlaufen, allerdings führen Kinder dabei sehr komplexe Bewegungen aus.
Manche springen aus dem Bett, andere schalten den Fernseher ein und wiederum andere machen den Kühlschrank auf. Wichtig ist, dass du die Umgebung bei einem schlafwandelnden Kind gut sicherst. Damit sich dein Nachwuchs nicht verletzt, solltest du alle Türen und Fenster schließen und lose Gegenstände aus dem Weg räumen.
Nicht aufwecken
Bitte wecke dein kleines Schätzchen nicht auf, da es in diesem Zustand orientierungslos ist und wahrscheinlich verwirrt oder aggressiv reagieren wird. Da sich das Schlafwandeln nicht auf den „Erholungseffekt“ auswirkt, solltest du dein Kind einfach wieder ins Bett bringen.
Am nächsten Tag wird sich dein kleiner Liebling höchstwahrscheinlich nicht an das Schlafwandeln erinnern. Mach dir auch hier bewusst, dass das Schlafwandeln in den allermeisten Fällen von selbst wieder verschwindet. Sofern dein Kind krank ist oder Medikamente nimmt, kann es passieren, dass es häufiger schlafwandelt.
Der Nachtschreck
Besonders bei Kleinkindern kommt der Nachtschreck häufig vor. Dann kann es passieren, dass dein Kind in der ersten Nachthälfte plötzlich schreit oder weint. Da es aber eigentlich noch schläft, solltest du nicht verwundert sein, wenn es keine Umarmungen zulässt und sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnert. Es hat aber keine Albträume, sodass du dein Kind in erster Linie beruhigen und weiterschlafen lassen solltest.
Warum es bei Kleinkindern zum Nachtschreck kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Kinderärzte vermuten aber, dass emotionaler Stress oder fiebrige Erkrankungen den Nachtschreck begünstigen. Um dem vorzubeugen, solltest du auch hier für eine gute Schlafhygiene sorgen.
Albträume
Albträume wiederum werden von Kindern wie von Erwachsenen bewusst wahrgenommen. Viele Kinder erwachen durch die angsterfüllenden Träume, weshalb es ihnen anschließend schwerfällt, selbstständig wieder einzuschlafen. Falls diese Albträume regelmäßig auftreten und dein Kind darunter leidet, solltest du entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Oftmals hilft es bereits, wenn dein Kind die nächtlichen Geschehnisse aufmalt oder aufschreibt, um sie zu verarbeiten.
Manchmal lassen sich dabei auch „Bewältigungsstrategien“ erlernen. Ein böses Monster kann dein Kind beispielsweise malen und im Bild „einsperren“, wodurch es sich nachts sicherer fühlt. Sofern die Alpträume länger anhalten und sehr schwerwiegend sind, solltest du aber einen Arzt konsultieren und dein Kind vorsichtshalber im Schlaflabor untersuchen lassen. Auf diese Weise können schwerwiegende Erkrankungen ausgeschlossen werden.
Kinderschlaf entwickelt sich
Es ist ganz natürlich, dass du von solchen Schlafproblemen erst einmal verunsichert bist – und dich vielleicht fragst, ob sich dein Kind „normal“ entwickelt. In den meisten Fällen ist die Sorge, die du um deinen kleinen Liebling hast, glücklicherweise unbegründet. Denn die Schlafprobleme, die Kinder zeitweise haben, deuten darauf hin, dass ihr Körper erst noch „wachsen und reifen“ muss.
So greifen die komplexen Mechanismen im Gehirn, die dafür sorgen, dass wir nachts tief und fest schlafen, bei Kindern manchmal einfach noch nicht richtig. Während dein Kind also einerseits tief und fest schläft, kann sein motorisches Zentrum aber gleichzeitig noch so aktiv sein, dass sich temporäre Schlafstörungen wie Schlafwandeln oder Nachtschreck entwickeln.
So kannst du den gesunden Schlaf deines Kindes unterstützen
In stressigen Phasen, in denen dein Kind einfach „anders“ schläft, kannst du es liebevoll begleiten. Da sich dein kleines Schätzchen morgens wahrscheinlich an nichts erinnert, solltest du es nicht aufwecken und einfach behutsam zurück ins Bettchen legen. Bitte thematisiere das nächtliche Schlafproblem nicht bei deinem Kleinkind, es könnte sich dadurch verunsichert fühlen und infolgedessen erst recht Angst vor dem Schlafen entwickeln. Versuche stattdessen, gemeinsam mit deinem Kind eine geordnete und ruhige Schlafroutine zu entwickeln. Regelmäßige Zubettgehzeiten, ausreichend Bewegung am Tag sowie schöne Gute-Nacht-Rituale wie Geschichtenerzählen helfen deinem Nachwuchs, abends entspannt zur Ruhe zu finden.